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03
Sep.
21

Hemm|schwel|le, die

«Der Duden hat es gesagt.»

Für den Duden ist die Sache klar: Die Hemmschwelle ist eine «sittliche Norm oder Ähnliches, die jemanden hindert, etwas Bestimmtes zu tun». Es hat also nichts mit den Fähigkeiten oder den realen Gegebenheiten zu tun. Und dass es das Grundlagewerk der deutschen Sprache mit der Berücksichtigung bzw. Anerkennung dieser Hemmschwelle nicht so ernst nimmt, zeigt das Beispiel im Anwendungsbereich. Dort steht: «eine Hemmschwelle durchbrechen.»

Wenn die Anwendung des Worts «Hemmschwelle» also zumindest im Grundlagewerk der deutschen Sprache mit dem Verb «durchbrechen» veranschaulicht wird, warum tun wir es nicht viel öfter? Zu oft wirkt eine Hemmschwelle wie eine Mauer, über die man (Frau) nicht zu klettern wagt. Gründe dafür gibt es viele. Um beim Kletter-Bild zu bleiben: «Ich kann nicht klettern und versuche es deshalb gar nicht erst», «Ich kann nicht so gut klettern und könnte abstürzen», «Jemand anderes kann sicher viel besser klettern. Es lohnt sich also nicht, es ebenfalls zu wagen.»

Nur, wie würde die Welt aber aussehen, wenn wir es doch mal wagen würden? Einfach so, ohne Versicherung, aber letztlich auch ohne zu grosses Risiko. Nach ein paar Zentimetern könnte man ja umkehren. Der sittlichen Norm ins Gesicht zu lachen und drauflos zu wagen. Ich bin überzeugt, dass sich der Mut lohnen – und Inspiration für weitere Aktionen geben würde.

Beitrag von Kathrin Loppacher, Co-Präsidentin «Helvetia spricht»